ADHS im Erwachsenenalter ist ein häufig unterschätztes Phänomen, das das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen kann. Mit einer rechtzeitigen Diagnose und den richtigen Behandlungsmöglichkeiten können Betroffene jedoch lernen, mit den Symptomen umzugehen. Besonders Frauen, die oft erst spät diagnostiziert werden, können durch eine adäquate Behandlung Folgeschäden wie Depressionen und Burnout vermeiden.
Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine weitverbreitete neurologische Störung, die oft im Kindesalter diagnostiziert wird. Viele Menschen wissen jedoch nicht, dass ADHS auch im Erwachsenenalter fortbestehen kann. Was bedeutet es im Erwachsenenalter? Welche Symptome treten auf und welche Behandlungsmöglichkeiten stehen zur Verfügung? Und warum werden Frauen oft zu spät diagnostiziert? Aber der Reihe nach ...
ADHS ist eine neurobiologische Entwicklungsstörung, die sich durch Probleme in den Bereichen Aufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität äußert. Während diese Symptome oft mit Kindern in Verbindung gebracht werden, ist es wichtig zu wissen, dass ADHS in etwa 60 % der Fälle bis ins Erwachsenenalter anhält.
Die Symptome von ADHS können im Laufe des Lebens variieren. Erwachsene erleben oft weniger Hyperaktivität als Kinder, jedoch bleiben Probleme mit der Aufmerksamkeit und Impulsivität bestehen. Zu den häufigsten Symptomen bei Erwachsenen zählen:
Das Gehirn von Menschen mit ADHS funktioniert anders als bei Menschen ohne die Störung. Forschungen haben gezeigt, dass bestimmte Neurotransmitter wie Dopamin und Noradrenalin bei ADHS-Betroffenen anders reguliert werden. Diese Stoffe sind entscheidend für die Steuerung von Aufmerksamkeit, Motivation und Impulskontrolle. Bei Menschen mit ADHS kommt es zu einem Ungleichgewicht dieser Neurotransmitter, was die typischen Symptome wie Konzentrationsprobleme und Impulsivität erklären kann.
Bestimmte Bereiche des Gehirns, insbesondere der präfrontale Kortex, der für die Planung und Kontrolle von Handlungen zuständig ist, sind weniger aktiv. Dies führt dazu, dass Menschen mit ADHS Schwierigkeiten haben, Aufgaben zu organisieren, Fristen einzuhalten und sich über längere Zeiträume auf eine Aufgabe zu konzentrieren.
ADHS wird bei Frauen und Mädchen oft zu spät oder gar nicht diagnostiziert. Während Jungen durch Hyperaktivität und impulsives Verhalten schneller auffallen, zeigen Mädchen häufig eher „unauffällige“ Symptome, die in der Schule oder im Berufsleben leichter übersehen werden. Dazu gehören:
Oftmals passen sich Mädchen besser an gesellschaftliche Erwartungen an, sodass ihre ADHS-Symptome subtiler wirken und als "typisches Verhalten" abgetan werden.
Das Problem der späten Diagnose hat weitreichende Folgen: Viele Frauen leiden im Erwachsenenalter an Folgeerkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Burnout, weil ihre ADHS-Symptome nicht erkannt und behandelt wurden. Die ständige Überforderung und der innere Druck, „funktionieren“ zu müssen, führen oft zu einem Gefühl der Überlastung. Eine frühzeitige Diagnose könnte diesen Frauen helfen, geeignete Bewältigungsstrategien zu entwickeln und Folgeerkrankungen zu vermeiden.
Die Diagnose von ADHS bei Erwachsenen kann eine Herausforderung sein, da viele Symptome auch mit anderen psychischen Störungen wie Angst oder Depression verwechselt werden können. Eine gründliche Anamnese, kombiniert mit Fragebögen und eventuell neuropsychologischen Tests, ist entscheidend. Das Ortenau MVZ bietet umfassende Diagnostikmöglichkeiten, um eine klare Diagnose zu stellen und damit den Weg für eine zielgerichtete Behandlung zu ebnen.
Die Behandlung von ADHS im Erwachsenenalter umfasst oft eine Kombination aus medikamentöser Therapie und Verhaltenstherapie. Zu den bewährten Maßnahmen gehören:
Medikamentöse Behandlung: Stimulanzien wie Methylphenidat oder Amphetaminpräparate gehören zu den gängigsten Medikamenten bei ADHS. Sie helfen, die Konzentration zu verbessern und Impulsivität zu reduzieren. Es gibt auch nicht-stimulierende Medikamente, die als Alternative verschrieben werden können.
Verhaltenstherapie: Diese Form der Therapie zielt darauf ab, den Betroffenen zu helfen, ihre täglichen Herausforderungen besser zu bewältigen. Techniken wie Zeitmanagement, Stressbewältigung und Problemlösungsstrategien können das Leben von Menschen mit ADHS erheblich erleichtern.
Coaching und Unterstützung: Erwachsene mit ADHS profitieren oft von Coaching, das sich auf die Organisation des Alltags und die berufliche Weiterentwicklung konzentriert. Gruppen- oder Einzelcoaching kann dabei helfen, soziale Fähigkeiten zu verbessern und Selbstbewusstsein aufzubauen.
Ernährung und Lebensstil: Auch eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung können einen positiven Einfluss auf die Symptomatik haben.