Ein Lipödem ist viel mehr als eine ästhetische „Problemzone“ – es ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen kann. Eine frühe Diagnose und die richtige Behandlung können jedoch dazu beitragen, Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.
Wer Symptome bei sich erkennt, sollte einen Spezialisten aufsuchen – je früher, desto besser!
Dicke Oberschenkel, kräftige Arme oder hartnäckige Fettpolster, die trotz Sport und Diäten nicht verschwinden – oft werden diese Veränderungen als reine „Problemzonen“ abgetan. Doch dahinter kann eine ernstzunehmende Erkrankung stecken: das Lipödem. Diese chronische Fettverteilungsstörung betrifft fast ausschließlich Frauen und bleibt häufig lange unerkannt.
Ein Lipödem ist eine krankhafte Fettvermehrung, die meist symmetrisch an Beinen und Armen auftritt. Das betroffene Gewebe ist oft schmerzhaft und neigt zu Blutergüssen. Anders als normales Fett lässt es sich nicht durch Diäten oder Sport reduzieren.
Die genauen Ursachen sind nicht vollständig geklärt, doch hormonelle Veränderungen und genetische Faktoren spielen eine große Rolle. Erste Anzeichen zeigen sich häufig in der Pubertät, während einer Schwangerschaft oder in den Wechseljahren.
Wichtig: Nicht nur übergewichtige Frauen sind betroffen. Auch schlanke und normalgewichtige Frauen können an einem Lipödem leiden.
✔ Symmetrische Fettansammlung – meist an Oberschenkeln, Unterschenkeln und Armen, während Füße und Hände schlank bleiben.
✔ Druckempfindlichkeit und Schmerzen – selbst leichte Berührungen können unangenehm sein.
✔ Neigung zu blauen Flecken – durch eine erhöhte Fragilität der Blutgefäße.
✔ Schwere- und Spannungsgefühl – insbesondere nach langem Stehen oder Sitzen.
✔ Keine Reduktion durch Sport oder Diäten – das krankhafte Fett bleibt bestehen.
Oft wird ein Lipödem mit Übergewicht oder Lymphödemen verwechselt. Eine frühzeitige Diagnose durch einen Facharzt ist entscheidend, um eine geeignete Behandlung einzuleiten.
Da das Lipödem eine chronische Erkrankung ist, gibt es keine einfache Heilung. Es stehen jedoch verschiedene Therapieansätze zur Verfügung, die Beschwerden lindern und das Fortschreiten verlangsamen können.
Kompressionstherapie: Spezielle Kompressionsstrümpfe helfen, Schwellungen zu reduzieren und Beschwerden zu lindern.
Manuelle Lymphdrainage: Eine spezielle Massagetechnik, die Wassereinlagerungen im Gewebe verringert.
Bewegung & Ernährung: Auch wenn das Lipödem nicht durch Diäten verschwindet, können gesunde Ernährung und Sport helfen, Begleiterscheinungen wie Wassereinlagerungen oder Adipositas zu minimieren.
Schmerztherapie: In manchen Fällen helfen entzündungshemmende Medikamente oder Physiotherapie.
Die Liposuktion ist derzeit die einzige Methode, um das krankhafte Fett dauerhaft zu entfernen. Dabei werden die veränderten Fettzellen mit einer speziellen Technik abgesaugt. Viele Betroffene berichten nach der OP über eine deutliche Schmerzreduktion und eine verbesserte Lebensqualität.
Die Kostenübernahme durch die Krankenkassen hängt von der Art der Behandlung ab:
✔ Konservative Maßnahmen wie Kompressionsstrümpfe und manuelle Lymphdrainagen werden in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, sofern eine ärztliche Diagnose vorliegt und eine Verordnung ausgestellt wird.
✖ Die Liposuktion wird bislang nur in bestimmten Fällen übernommen. Seit 2020 gibt es eine Regelung, nach der die gesetzliche Krankenkasse die Kosten für eine Liposuktion unter bestimmten Bedingungen erstattet – allerdings nur bei Lipödem im Stadium 3 und nach einer erfolglosen konservativen Therapie über mindestens sechs Monate. In den Stadien 1 und 2 müssen die Kosten in der Regel selbst getragen werden.
Private Krankenkassen entscheiden individuell über eine Kostenübernahme. Ein Antrag mit ausführlicher ärztlicher Begründung kann die Chancen auf eine Erstattung erhöhen.
Nein, eine Heilung im klassischen Sinne gibt es bisher nicht. Das Lipödem ist eine chronische Erkrankung, die sich im Laufe der Zeit verschlechtern kann, wenn sie unbehandelt bleibt. Allerdings können eine frühzeitige Diagnose und gezielte Behandlungen helfen, die Symptome zu lindern und das Fortschreiten zu verlangsamen.
Die Liposuktion kann in vielen Fällen eine langfristige Verbesserung bringen, aber auch nach der OP sind gesunde Lebensgewohnheiten und regelmäßige Lymphdrainagen wichtig, um das Ergebnis zu erhalten.