Fast 10.000 Menschen in Deutschland benötigen ein neues Organ – aber immer noch hoffen viele, die auf der Warteliste für ein neues Herz, eine neue Lunge oder eine neue Niere stehen, ihr Leben lang vergebens. Um auf das Thema aufmerksam zu machen, wird seit 40 Jahren der Tag der Organspende gefeiert, in diesem Jahr am 3. Juni. Aus diesem Anlass wollen wir euch in unserem heutigen Blogpost die wichtigsten Fragen rund um die Organspende beantworten.
In der Regel werden Organe postmortal, also nach dem Tod des Patienten, gespendet. Doch wann gilt ein Mensch eigentlich als klinisch tot? Grundsätzlich lässt sich sagen: Wenn das Gehirn in allen Funktionen ausgefallen ist, ist auch der Tod des Menschen eingetreten. Ob ein Unterstützungssystem von außen, beispielsweise ein Beatmungsgerät, noch einen Kreislauf erhält, spielt dabei keine Rolle.
Ein Patient kann dann Herz, Leber, Lunge, Bauchspeicheldrüse, Dünndarm und beide Nieren spenden - und damit bis zu sieben Menschenleben retten. Neben den Organen können Verstorbenen aber auch weitere Bestandteile des Körpers entnommen werden – beispielsweise Haut, Hornhaut oder Knochen. Anders als die inneren Organe retten sie fast nie Menschenleben, sondern verbessern die Lebensqualität von Kranken.
Auch Raucher dürfen übrigens Organe spenden. Allerdings wird hierbei immer nach Einzelfall entschieden, welche Organe funktionstüchtig sind. Dazu werden die Organe, wie bei jeder anderen Transplantation auch, genauestens untersucht. Oft ist die Lunge von Rauchern in ihrer Funktion eingeschränkt, während Herz, Nieren und Leber eines Rauchers vollkommen in Ordnung sind und somit für eine Organspende in Frage kommen. Das ist auch gut so, denn Spenderorgane werden dringend gebraucht. Laut Bundesministerium für Gesundheit stehen auf den Wartelisten der europäischen Vermittlungsstelle Eurotransplant derzeit etwa 9.400 Patienten aus Deutschland. Nach einer Studie von statista gab es hierzulande im Jahr 2021 aber nur 933 postmortale Organspenden. Die Zahlen sind sogar rückläufig, denn im Jahr 2010 waren es noch 1.296 Spenden.
Nach Information der Europäischen Kommission werden Nieren am häufigsten transplantiert. Neben den Nieren ist aber auch die Leber ein stark benötigtes Organ – weniger gebraucht wird dagegen beispielsweise der Dünndarm. Wie lange man in Deutschland auf ein Organ warten muss, lässt sich nur schwer beantworten. Denn es gibt unterschiedlichste Kriterien, nach denen jeder Patient auf der Warteliste steht.
Nach dem Bundesverband Niere liegt die Wartezeit für eine Nierentransplantation nach postmortaler Organspende im Durchschnitt bei 6–8 Jahren. Bei anderen Organen ist diese Zahl oft kleiner, der Bedarf allerdings deutlich akuter. Für Organspenden gibt es übrigens keine feste Altersgrenze. Wichtig ist das „biologische Alter“ des Patienten und nicht sein kalendarisches Alter. Trotzdem gilt: Je jünger die verstorbene Person ist, desto besser eignen sich die Organe in der Regel zur Transplantation. Ältere Menschen sind davon aber pauschal nicht ausgeschlossen.
Wer spenden möchte, braucht entweder eine Patientenverfügung oder einen Organspendeausweis. Dieser kann unter www.organspende-info.de online heruntergeladen oder über das Infotelefon Organspende unter der gebührenfreien Telefonnummer 0800/90 40 400 kostenlos bestellt werden. Aber auch in Einwohnermeldeämtern, vielen Arztpraxen, Apotheken sowie Krankenhäusern sind Organspendeausweise erhältlich.
Wichtig ist aber, die Familie und Angehörigen über die Entscheidung zu informieren. Der Ausweis sollte im Falle eines Unfalls schnell auffindbar sein und deshalb immer bei sich getragen werden – beispielsweise in der Geldbörse. Im Organspendeausweis können Menschen ohne Begründung die Spende von bestimmten Organen und Gewebe beschränken. Der Arzt muss dabei den festgelegten Willen des Verstorbenen beachten. Wenn man keinen Organspendeausweis besitzt und auch sonst keine Erklärung zur Organspende abgegeben hat, entscheiden im Ernstfall die Angehörigen über eine mögliche Spende.